Auf dem Weg zu komplexen Nanostrukturen

(Nanowerk News) Materie auf der kleinsten Skala, d.h. im Bereich von wenigen Nanometern zu organisieren und nutzbar zu machen, ist die zentrale Herausforderung der Nanotechnologie. Dabei besteht ein grosses Interesse daran, stabile und wohldefinierte Nanostrukturen ausgehend von einzelnen molekularen Bausteinen kontrolliert aufzubauen. Vor wenigen Jahren konnten dann erstmals derartige bottom-up Nano-Architekturen realisiert werden, wobei jedoch der Grad an Komplexität durch das damals entwickelte einstufige Verfahren begrenzt war.
Dem selben Forscherteam aus Chemikern der Humboldt-Universität zu Berlin um Prof. Stefan Hecht ist es nun – in Zusammenarbeit mit Physikern am Fritz-Haber-Institut und am Laboratorio TASC in Trieste – gelungen, die von Ihnen entwickelte Methode erheblich zu verbessern (siehe paper in Nature Chemistry: "Controlling on-surface polymerization by hierarchical and substrate-directed growth").
Lund
Molekularer "Reissverschluss": Nachdem zunächst bei niedrigen Temperaturen Ketten aus den Molekülbausteinen (rot) gebildet werden, können diese in einem darauffolgenden Schritt bei höheren Temperaturen miteinander verknüpft werden – hierbei sind die einzelnen reaktiven Stellen (blau) durch den Reissverschlusseffekt perfekt zueinander angeordnet.
Hierzu griffen sie in die Trickkisten von Chemie und Physik. Zunächst wurden molekulare Bausteine mit zwei unterschiedlichen Typen von aktivierbaren Gruppen entwickelt. Diese Bausteine mit programmierter Reaktivität (Monomere) erlauben einen schrittweisen und somit hierarchischen Aufbau der Nanostrukturen, indem zunächst bei niedrigerer Temperatur in einer Dimension chemische Bindungen ausgebildet werden und die dabei gebildeten Ketten in einem zweiten Schritt bei höherer Temperatur miteinander verknüpft werden. Dabei nutzen die Wissenschaftler die Anordnung der Ketten untereinander aus, die quasi wie ein Reissverschluss ineinandergreifen (s. Abbildung).
Die Qualität der somit hergestellten Nanostrukturen bezüglich ihrer Ausdehnung und vorkommender Defekte konnte im Anschluss noch durch einen weiteren Kniff verbessert werden. Die Forscher griffen hier auf besondere Oberflächen zurück, die eine Ausrichtung der Molekülketten ermöglichen. Das Potenzial ihrer Methode konnten die Wissenschaftler daran demonstrieren, dass sie mit Hilfe der programmierbaren Bausteine und dirigierenden Unterlage komplexe Nanostrukturen aus verschiedenen Molekülsorten aufbauen konnten.
Obwohl die aktuellen Ergebnisse der Grundlagenforschung zuzuordnen sind, könnten diese aufgrund des enormen Fortschritts in der Miniaturisierung für mögliche zukünftige Anwendungen von erheblichem Interesse sein. Neben der enorm hohen Dichte von über 10 000 000 000 000 (eine Eins mit dreizehn Nullen!) Molekülen pro Quadratzentimeter können derartige Netzwerke nun in Zukunft auch mit unterschiedlichen Funktionen ausgestattet werden, um eines Tages Anwendung zum Beispiel als Nano-Schaltkreise oder Nano-Sensoren zu finden.
Source: Humboldt-Universität zu Berlin