UDE-Tagung: Schaden Nanomaterialien der Gesundheit?

(Nanowerk News) Ob Sonnencreme, selbstreinigende Oberflächen, Computer, Lebensmittel oder Kleidung: Nanomaterialien erobern unseren Alltag. In der Medizin wird mit Nanopartikeln experimentiert – zum Wohle des Menschen. Doch ist das wirklich so? Immerhin können sie in unseren Körper eindringen und Zellen verändern.
Welche Wege die winzigen Partikel im Organismus nehmen und was das für Folgen hat, erforschen deshalb seit drei Jahren Wissenschaftler in Deutschland unter Leitung der Universität Duisburg-Essen (UDE). Nun liegen erste Ergebnisse vor, die sie vom 11. bis 15. September bei einer internationalen Konferenz am Campus Essen diskutieren wollen: International Conference on Biological Responses to Nanoscale Particles. Unterstützt wird die Veranstaltung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Evonik Industries.
"Nanomaterialien sind beim Verbraucher angekommen. Sie sind auch in vieler Hinsicht nützlich und unverzichtbar, denkt man zum Beispiel an Energiespeichersysteme oder die Informationsverarbeitung. Das ist die eine Seite", erklärt Prof. Dr. Reinhard Zellner, der das entsprechende DFG-Forschungsprogramm gemeinsam mit dem Zentrum für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) der UDE koordiniert. "Die andere ist, dass die die biologischen Systeme auf die neuen Herausforderungen reagieren. Nanomaterialien haben Dimensionen, die mit Proteinen vergleichbar sind. Sie können in Zellen und Zellkerne eindringen und deren biologische Funktionen verändern. So ist bekannt, dass Nanopartikel zu Entzündungen oder zu Herz-Kreislauferkrankungen führen können und sogar Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke oder die Placenta-Schranke überwinden."
Weitgehend unbekannt dagegen ist, wie die winzigen Partikel die Abwehrmechanismen knacken und wie sie im Körper unterwegs sind. Obwohl man also nichts sagen kann über die langfristigen Folgen, sind Nanowissenschaften und -technologien weiter auf dem Vormarsch. Gefährlich, könnte man meinen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt deshalb die Aufklärung. Sie fördert mit neun Millionen Euro das Schwerpunktprogramm SPP 1313 "Biological Responses to Nanoscale Particles". Wenn es 2013 nach insgesamt sechs Jahren abgeschlossen sein wird, wollen die Forscher verschiedener Hochschulen und Max-Planck-Institute Gewissheit haben über die gesundheitlichen Risiken der vielgelobten Nanozwerge.
"Unsere Forschungen werden weltweit aufmerksam verfolgt, weshalb wir die Tagung auch international ausrichten", erklärt Professor Zellner. Der Experte für Physikalische Chemie erwartet knapp 200 Teilnehmer. "Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass manche Nanopartikel viel stärker mit Proteinen interagieren, als es bislang vermutet wurde. Diese Interaktion hängt aber sehr stark von der Art des Nanomaterials, seiner Größe und seiner Form ab."
Source: Universität Duisburg-Essen